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Bemerkungen zum Bild: NGC 1409 / NGC
1410
Das Bild des Hubble Space-Teleskops zeigt
die Galaxien NGC 1409 (unten) und NGC 1410 (oben) des New General
Catalogue von Johan Ludvig Emil Dreyer im Sternbild Stier.
Bei dem obigen Bild sollte man sich
vergegenwärtigen, dass die hellen, diffus leuchtenden
Flächen das Licht von Millionen Sternen repräsentieren.
Auch das Hubble Space Telescope ist nicht mehr in der Lage, auf
die Entfernung von 300 Mio. Lichtjahren, einzelne Sterne
aufzulösen. Dies gelingt auch ihm nur bis in Tiefen von ca.
65 Mio. Lichtjahren.
Die Galaxien NGC 1409 und NGC 1410 sind
über einen etwa 20 Lichtjahre langen Materieschlauch
miteinander verbunden. Dieser Schlauch muss entstanden sein, als
sich die Galaxien vor rund 100 Mio. Jahren trafen. Die Pipeline
beginnt in NGC 1410 und endet wie eine Paketschnur in NGC 1409.
Dass sich tatsächlich ein Materiefluss von Sternen und Gas
abspielt, konnte mit dem Space Telescope Imaging Spectrograph
nachgewiesen werden. In dem Kanal fließen etwa 0,02
Sonnenmassen Materie pro Jahr.
Die Wissenschaftler glauben, dass die enge
Begegnung der beiden Galaxien, die Ursache für den
Materiekanal ist, doch sie haben keine Erklärung dafür,
warum es gerade NGC 1409 ist, welche die Materie aus der
Partnergalaxie absaugt. Auch wissen sie nicht, wo der Kanal in
NGC 1410 beginnt. Zudem sind sie erstaunt darüber, dass der
Materiefluss bei NGC 1409 keinen Eindruck zu hinterlassen
scheint. Eigentlich wäre zu erwarten, dass der ständige
Materiefluss hier zu einer regen Stern-Neubildung führen
müsste. Die Astronomen spekulieren, dass das Gas
möglicherweise zu heiß ist, um zu 'verklumpen' und
sternbildend zu wirken. Eine zweite Erklärung wäre die,
dass noch nicht genug Materie über den Kanal geflossen ist.
Man schätzt, dass bisher etwa eine Million Sonnenmassen den
Kanal passiert haben, was nach den Kenntnissen über die
Regionen, bei denen sich in unserer Milchstrasse Sterne neu
bilden, wenig ist.
Zumindest in NGC 1410 hat der Kontakt
beider Galaxien deutliche Spuren hinterlassen. Die beiden blauen
Seitenarme dieser gasreichen, aktiven Seyfertgalaxie deuten auf
die rege Bildung neuer Sterne hin. Bei NGC 1409 ist nur ein, für
Kollisionen typischer Materiestreifen zu sehen, der die Galaxie
zweiteilt. Da beide Galaxienkerne nur 23.000 Lichtjahre
voneinander entfernt sind und sich beide mit einer
Geschwindigkeit von etwa 1 Mio. Kilometer pro Stunde umkreisen,
erwarten die Astronomen, dass sie gravitativ so stark aneinander
gebunden sind, dass sich weitere Kollisionen der beiden, bis zu
einer Verschmelzung in 200 Mio. Jahren wiederholen werden.
Die folgenden Daten beider Galaxien wurden
dem NED-Katalog entnommen und über die angegebene
Rotverschiebung ergänzt. Die Entfernung des Systems der
beiden Galaxien wird in Publikationen auf etwa 300 Mio.
Lichtjahre geschätzt.
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