1.9 Typen der Sternhaufen
 
Die Astronomen unterscheiden zwei Arten von Sternhaufen, das sind die Offenen Sternhaufen sowie die Kugelsternhaufen. Bei beiden liegt eine größere Anzahl von Sonnen vor, die sich zu ähnlicher Zeit an einem ähnlichem Ort gebildet haben. Ihr wesentlicher Unterschied liegt in der Anzahl der Sterne und vor allen Dingen in der durch Gravitation bedingten Bindung der Sterne untereinander.
 
Offene Sternhaufen
Sie stellen, gemessen an der Anzahl der Sterne in Kugelsternhaufen, mit einigen zehn bis zu einigen hundert Sonnen relativ schüttere Ansammlungen dar. Die Sonnen eines Offenen Sternhaufens bildeten sich in einer gemeinsamen Nebelwolke und das Alter ihrer Mitglieder ist damit auf einen ähnlichen Zeitraum begrenzt. Da der Vorgang der Neubildung von Sternen im Weltall nicht abgeschlossen ist, gibt es astronomisch alte, wie sehr junge Offene Sternhaufen. Die einzelnen Sonnen sind bei diesen Sternansammlungen genügend weit voneinander entfernt, so dass Bindungen durch die Schwerkraft zwischen den Sonnen geringfügig sind. Sie können zwar eine gemeinsame Vorzugsrichtung bei ihrer Wanderschaft durch eine Galaxie besitzen, die einzelnen Mitglieder sind dabei aber frei, eigene Bahnen, je nach Ausgangsimpuls bei der Entstehung, oder durch die Begegnung mit anderen Sternen zu nehmen.
 
Kugelsternhaufen
Im Jahr 2006 sind im Bereich der Milchstraße etwa 150 Kugelsternhaufen bekannt. Sie befinden sich in deren Halo, einer kugelartigen Hülle um den Bereich des galaktischen Zentrums.
Auch bei den Kugelsternhaufen besitzen die Mitgliedssonnen ein ähnliches Alter und sind somit zu einer ähnlichen Zeit entstanden. Allerdings besitzen sie untereinander eine starke durch Massenanziehungskräfte hervorgerufene Bindung. Das bedeutet, die Sterne ziehen sich gegenseitig an und nur die Dynamik ihrer Bewegungen verhindert, dass alle Sterne einen großen 'Klumpen' bilden. Die Anzahl der Mitglieder eines Kugelsternhaufens beträgt einige hunderttausend bis hin zu einigen Millionen Sonnen. Die Dichte der Sterne wird zum Zentrum des Kugelsternhaufens hin immer größer und kann hier einige hundert Sterne pro Kubiklichtjahr betragen. Dabei ist es verwunderlich, dass Zusammenstöße zwischen den einzelnen Sternen relativ selten vorkommen. Die Astronomen sprechen von einem Zusammenstoß alle 10.000 Jahre. Vermutlich entstehen hierbei die sogenannten blue straggler Sterne (blaue Nachzügler-Sterne), die durch ihr blaues Licht ein jüngeres Alter vorgaukeln, als es die anderen Sterne des Sternhaufens besitzen. Man vermutet, dass sie durch den Zusammenstoß und die Verschmelzung zweier Sterne entstehen. Durch die Vergrößerung der Masse und dem daraus resultierenden, erhöhten Druck, könnte der gemeinsame Brennstoffvorrat wieder eine Zeit lang, wie bei einem jungen Stern, fusionieren. Dass es sich tatsächlich um junge Sterne handelt glaubt man nicht, da interstellares Wasserstoffgas in den Kugelsternhaufen unserer Milchstraße kaum noch vorkommt.
 
Das mittlere Alter der Sterne von Kugelsternhaufen innerhalb der Milchstraße ist hoch. Sie zählen mit typischerweise 10 bis 13 Milliarden Jahren zu den ältesten Sternen unserer Galaxie. Damit sind sie etwa halb so alt wie das Universum selber und nur um wenige Jahre jünger als die Milchstraße. Sie müssen also mit ihr entstanden sein. Um dieses Alter zu erreichen, müssen die Sterne der Kugelsternhaufen im Durchschnitt weniger Masse besitzen als die Sonne, denn große Sterne brennen zu schnell nieder. Rote Riesensterne sind dem entsprechend in Kugelsternhaufen selten anzutreffen. Aus diesem Alter ist ebenfalls erklärbar, dass die Sterne der meisten Kugelsternhaufen keine Spektrallinien von schweren Elementen zeigen. Das ist einleuchtend wenn man weiß, dass schwere Elemente, oder Metalle wie die Astronomen sagen, erst in großen Sternen, aus dem Ur-Wasserstoff des Alls, 'erbrütet' werden müssen. Erst nachdem diese Sterne durch eine Supernovaexplosionen wieder vergangen sind, können nachfolgende Sterne auch über diese Elemente verfügen. Wegen ihres Alters, das fast dem der Milchstraße entspricht, kann es in den Kugelsternhaufen aber kaum vorhergehenden Sterne gegeben haben.
Allerdings gibt es von dieser Regel, auch bei den Kugelsternhaufen der Milchstraße, Ausnahmen. Mit der Erklärung für die Herkunft dieser metallreichen Kugelsternhaufen, tun sich die Astrophysiker schwer.
 
Eine weiteres Beobachtungsresultat sagt aus, dass es in Kugelsternhaufen auffallend mehr Röntgenquellen als in dem Rest der Milchstraße gibt. Solche Quellen entstehen wenn Material zwischen zwei engen Sternen, oder von einem Stern zu einem Neutronenstern oder einem Schwarzen Loch fließt. Möglicherweise liegt der Grund für die Anzahl solcher Strukturen ebenfalls in der Packungsdichte der Sterne.
 
Im Bereich der Milchstraße wurden bisher um die 150 Kugelsternhaufen gefunden. Sie umrunden die Galaxie nicht auf der Hautebene sondern bilden mit ihren Umlaufbahnen eine annähernd kugelförmige Hülle, ein Halo, um den Kern der Galaxie. Ihre Abstände zum Mittelpunkt der Milchstraße sind dabei in der Regel nicht viel größer, als die der Sonne zum galaktischen Zentrum. So müssen die Kugelsternhaufen bei ihrer Umrundung der Milchstraße auch immer wieder die galaktische Ebene durchfliegen, wobei sie von den Staubwolken dieser Ebene verdeckt werden. Es ist also anzunehmen, dass es weitere Kugelsternhaufen im Raum um die Milchstraße gibt.
 
Kugelsternhaufen anderer Galaxien müssen sich nicht an die Spielregeln derer in der Milchstraße halten. So hat man inzwischen in elliptischen Galaxien, die regelmäßig mehr Kugelsternhaufen beherbergen als Spiralgalaxien, auch solche gefunden, die aus jungen Sternen bestehen. Diese sind vermutlich bei der Kollision oder Verschmelzung der Galaxie mit einer zweiten entstanden. Hierbei setzt in aller Regel eine heftige Neubildung von Sternen ein, bei der, wie man nun weiß, auch neue Kugelsternhaufen entstehen können.
 
Kugelsternhaufen in diesem Katalog
Bilder von Kugelsternhaufen die in diesem Katalog aufgeführt werden, werden bei einem Klick auf den folgenden Link: Kugelsternhaufen dargestellt.

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